Menno ter Braak
aan
Albert Vigoleis Thelen

Den Haag, 7 februari 1937

Haag, 7 Febr. '37

 

Lieber Herr Thelen

Ich bin ein schlechter Korrespondent, weil ich für die Zeitung zuviel schreiben muss. Schade, aber hoffentlich werden Sie jedesmal darum mein Schweigen verzeihen.

Ihre beiden Aufsätze sind schon veröffentlich worden. Der neue Artikel erscheint möglichst bald; ich muss aber immer dem ‘Rhythmus’ der Zeitung Rechnung tragen.

Dass man Ihnen keine Belege geschickt hat, ist direkt dreckig. Ich habe sofort reklamiert, und wenn Sie diese Zeilen bekommen, werden Sie die Nummer wohl schon erhalten haben. Aus Ihrem Brief schliesse ich übrigens, dass Sie das Honorar bekommen haben.

Es tut mir sehr Leid, dass der grosse Thomas sein Versprechen noch nicht gehalten hat; denn mit diesem Vorwort wäre die Lage ja bedeutend günstiger. Ich glaube sogar bemerkt zu haben, dass Querido sich nur für die Ausgabe interessiert; er hat irgendwie gehört, dass Mann den Vorwort zugesagt hat, und jetzt ‘schnüffelt’ er herum an die Angelegenheit. Damit ich Sicherheit habe über seine Absichten, habe ich ihm heute geschrieben, ob er mit mir die Sache vielleicht besprechen will. Eine solche Unterhaltung würde meinerseits selbstverständlich ganz ohne Verpflichtung sein, denn ich werde ohne Sie keinen definitiven Schritt unternehmen. Was halten Sie aber davon, wenn Querido mir eventuell ein gutes Angebot macht? Er wird natürlich von dem Namen Thomas Mann mächtig gelockt, aber dadurch könnte ich möglicherweise für Sie eine redliche Summe bedingen. Für mich selbst ist das Finanzielle bei dieser ersten Übersetzung völlig Nebensache.

Wenn ich von Querido eine positive Nachricht habe, und eine Besprechung zu günstigen Resultaten führen würde, müssten wir versuchen das Buch unbedingt Herbst 1937 erscheinen zu lassen. Es wäre dann eine Angelegenheit der Diplomatie, Mann zu einem gesteigerten Tempo zu nötigen. (Ich habe umgehend einen Aufruf für sein ‘Thomas Mann Fonds’ signiert, aber er scheint weniger Eile zu haben.) Auf keinen Fall aber können wir ihn in unhöflicher Weise anspornen. Nun wäre vielleicht eine Zusage Querido für den Herbst 1937 ein guter Vorwand ihm noch mal zu schreiben.

Also: schreiben Sie mir bitte bald, ob Sie gegen Querido Bedenkungen haben. Geschäftlich ist er sehr zuverlässig, und von dem Verkauf in Deutschland haben wir, nach der Ausbürgerung Manns, sowieso nichts zu erwarten.

In welcher Stadt ist der Humanitas-Verlag, der Polgar herausgegeben hat? Wenn ich das weiss, kann ich das Buch für Sie anfragen lassen. Ich glaube, die Jozephtrilogie hat Huebner noch besprochen, (über den ‘Briefwechsel’ habe ich selbst geschrieben). Künftige Erscheinungen werden aber Ihrem Gebiete angehören.

Haben Sie damals ‘Het Tweede Gezicht’ erhalten? Ich liess es Ihnen durch den Verlag schicken.

Auf Wiederhören! Mit herzlichem Gruss.

Ihr M.tB

 

<Mit derselben Post ein Prospekt meiner Bücher. Vielleicht können Sie es gelegentlich gebrauchen.>

 

Origineel: Den Haag, Letterkundig Museum

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