S. Silka:
Die Soziologie der Französischen Filmproduktion

Dit artikel geeft een bijzonderen kijk op de parijsche avantgarde, die van de gewone afwijkt, reden, waarom wij het, de strekking geheel voor rekening van den auteur latend, gaarne plaatsen. - Red.

 

Die französische, d.h. die Pariser Filmwelt entfaltet trotz numerisch äusserst schwacher Produktion (im vorigen Jahr insgesamt 41 Filme), oder vielleicht gerade deshalb, eine rege polemische Tätigkeit. Da wird getratscht, geschrieen, geschrieben, geschimpft, geprahlt, diskutiert, da nimmt das Tippelchen auf dem sämtliche Regenbogenfarben an, da blüht ein sich jeden Tag vermehrender Wald von Berufsblättern, wo jeder glaubt eine spezifische Richtung zu vertreten, da eröffnen sich Kinotheater mit metaphysischen Manifesten, da schiessen Regisseurchen wie Pilze aus der Erde. Hier ist es geradezu Mode, wenn zwei Filmmenschen mit einander reden, sämtliche andere Idioten, Kamele, Pederasten u. dgl. m. zu schelten...Die Berufspresse wimmelt nur so von ‘offenen Briefen’, wo dieser oder jener mit den Worten von Götz angeredet wird...Doch in diesem wüsten Durcheinander kann man, wenn man das marxistische Mass anlegt, zwei Strömungen unterscheiden: die grosskapitalistische und die kleinbürgerliche.

Somit zerfallen die französischen Filme in ‘ge-

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wöhnliche’ und solche, die man ‘sauber’ nennen kann. Die ‘gewöhnliche Produktion’, reaktionär und dumm, geht, wie auch in anderen Ländern, von grossen Firmen aus, die immer mehr zu Trusts zusammengeschweisst werden. Da sitzen Gipsköpfe und verkalkte Majore in den Verwaltungsräten und überlegen ob sie ‘mal einen Roman oder wieder 'ne Operette verfilmen sollen’, völlig übersehend, dass es massenhaft junge begabte visuell eingestellte Filmmenschen gibt, deren Beruf es ist, zu wissen, was ein Filmstoff ist, und was keiner. Solche ‘Producers’ haben gewöhnlich die Regisseurs, die sie verdienen, skrupellose Geschäftsmacher, fade Stiefellecker der Reaktion. Die daraus entstandenen Filme stellen die in allen filmproduzierenden Ländern üblichen volksverdummenden Produkte dar, mit dem Bemerke, dass sie in Frankreich gerne kolonlalimperialistisch angehaucht sind.

Die ‘sauberen’ Filme sind gewissermassen eine spezifisch französische Erscheinung. Sie entstammen der ‘Avant-garde’. Da gibts eine Schar kämpfender jungen Regisseure, die mit lächerlich geringen finanziellen Mitteln den Kampf gegen die grosskapitalistischen Filmen aufgenommen haben. Die wichtigsten sind, alphabetisch geordnet: Cavalcanti, René Clair, eine Frau: Germaine Dulac, Epstein, Kirsanof, L'Herbier. Allein sie sehen die Rettung des Filmes nur in seinen visuellen Möglichkeiten. Sie arbeiten ‘l'art pour l'art’. Und das stempelt sie als Kleinbürger, ‘aus der Haut gefahrene’ Kleinbürger, Individualisten. Keiner darunter ist imstande die Befreiung der Kunst mit der Befreiung der Arbeiterklasse zu verbinden. So sagte mir z.B. einmal einer, mit welchem ich mich über das Prinzip eines Filmdiskussionsklubs unterhielt, es sei unzulässig, dass das laienhafte Publikum über einen Film diskutiert. Es dürfe ihn höchstens am Schluss beklatschen oder auspfeifen. Ein Film stelle eine ‘ungeheure Arbeit’ dar (gemeint ist wohl eine individualistisch-geistige Arbeit), und es gehe nicht an, dass irgend jemand aus der Masse daherkommt und sagt: ‘Dies und das gefällt mir nicht’. - Als ich ihm klar machen wollte, dass das ungefähr so viel hiesse wie: die Abgeordneten seien da zum diskutieren, es gehe nicht an, dass die Masse die Alltagspolitik verfolgt und da mitredet (was sind dann die Parteien?!), so antwortete er mir: ‘Fllm ist Film! Film ist nicht Politik!’ Dies charakterisiert das totale Unverständnis der französischen Film-Avantgarde für das soziologische Wesen des Filmes, geschweige denn für seine soziale Bedeutung und zeigt, dass die Avantgarde, als kleinbürgerliches Produkt ebenfalls reaktionär ist. Immerhin zersetzt sie vorläufig den französischen grosskapitalistischen Film und ist daher bis auf weiteres von der Arbeiterklasse zu unterstützen.

Schliesslich eine mit der Avantgarde engverbundene Erscheinung der französischen Filmproduktion sind die Versuchsfilme. Das sind meistens die ersten Filme junger Regisseure, die sich so lancieren wollen. Leider sind sie wieder dekadent. Statt einfach gesunde, schematisch-soziale Themata zu nehmen, und sie mit möglichst klaren, prägnanten Mitteln zu behandeln, so z.B. in der Art des russischen Filmes ‘Dura Lex’, machen sie ‘abstrakte’ und ‘absolute’ Filmstreifen, die eben nur aus Mode und Geckenhaftigkeit besprochen werden. Die Pariser Lichtbildtheater entsprechen auch dieser Einteilung. Neben der überwiegenden grosskapitalistischen Mehrheit, gibt es 4 bis 5 Kinos, wo ausschliesslich ‘saubere’ und Versuchsfilme laufen, deren bekannteste ‘Vieux-Colombier’ und ‘Studio des Ursulines’ sind. Ausserdem ist in Paris ein Kino mit 1500 Plätzen, das der ‘Arbeiter- und Bauernbank’ gehört und dessen Leitung kommunistisch ist. Es liegt in einem Arbeiterviertel und erfreut sich eines sehr guten Besuches. Bisher ist jedoch seine Politik nicht sehr scharf umgrenzt. Es spielt im wesentlichen nur ‘saubere’ aber überhaupt keine Versuchsfilme.

 

Zu den Programmen überhaupt ist zu bemerken, dass in Frankreich meistens nur eine Vorführung jeden Tag (an Sonntagen zwei) stattfindet, u. zw. von ¾ 9 abends bis 12 nachts, mit einer einviertelstündigen Pause dazwischen. Vor der Pause werden die Wochenschau, ein kleines Lustspiel und ein mittellanger Film, nach der Pause ein gewöhnlich langer Film vorgeführt. Dafür wechseln die Programme nur einmal die Woche, am Freitag.

Die Zensur liegt in den Händen eines erzreaktionären hohen Beamten und hängt von Herriot's Ministerium ab. Es werden erbarmungslos alle Filme (mit Ausnahme jener Chaplins) die eine Spur revolutionären Inhalt haben, abgewiesen Das stört kaum die Avantgarde, da sie sich, wie gesagt nur in kleinbürgerlichen individual-psychologischen Sujets wohl fühlt. Dass keine russische Filme in Frankreich laufen dürfen) ist selbstverständlich. Nur ein verstümmelter ‘Ivan der Schreckliche’ hat Gnade gefunden. Sogar die verflucht wenig revolutionäre ‘Bärenhochzeit’ durfte nicht laufen, geschweige denn ‘Potemkin’ oder ‘Die Mutter’.

So wiederspiegelt sich die jetzige Situation der französischen Bourgeoisie in der französischen Filmproduktion und dem Filmbetrieb.