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Filmkroniek ‘das kind des anderen’

regie: e. tscherwjakow
bauten: s. meinkin
olga: anna sten
produktion: sowkino, leningrad
verleih: ‘derussa’

ein sehr guter russenfilm, mit einfachsten mitteln aufgebaut, mit meisterung der fotogvafisch-filmischen sichten. dass man nicht ganz wie bei ‘potemkin’ oder wie bei der ‘mutter’ hingerissen wird, ist dem umstande zuzuschreiben, dass die russen äusserliche, amerikanische filmrezepte mechanisch (wie bei der feuerwehrszene) übernommen haben. selbst der spezifisch russische teil leidet manchmal an dehnungen; die milieubeschreibungen, (die rolle der klatschenden weiber) sind über das mass hinaus ausgenätzt, sodass manchmal die satire des kleinbürgers wie ein versinken des regisseurs in seinem thema erscheint.

 

das problem des films ist die stellungnahme des ehemannes zu dem kind, das die frau von einem anderen bekommt. der film wird aber diesem problem weitaus nicht gerecht, er streift es nur ganz oberflächlich. die dargestellte teilsituation kann ihn nicht füllen; er hört auf, wo die lage sich zu klären beginnt, bevor die beziehung der drei leute zueinander in ein greifbares stadium tritt, doch sind ausgezeichnete filmische stellen in dieser arbeit, z.b. das schaukeln der aus netzgewebe bestehenden wiege, die sich - wie nach schlägen eines metronoms - vor dem gesicht der mutter auf und ab bewegt. dann die froschperspektiven einer stadtreise mit der strassenbahn, die aufnahme der gemeinschaftsküche, wo die

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FOTO FLORENCE HENRI

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AUS
‘DAS KIND DES ANDEREN’
FOTO DERUSSA


frauen der feuerwehrleute ihre speisen bereiten; die aufnahme der radiokonzerts, wie es sich in dem gehirn eines schlaftrunkenen abspielt: von den anfangs scharfen aufnahmen bis zur völligen auflösung.

 

alles in allem ein sehr guter film.

m-n



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AUS
‘DAS KIND DES ANDEREN’

FOTO DERUSSA


‘johanna van orleans’

manuskript: carl th. dreyer mit joseph delteil
historischer beirat: pierre champion
fotografie: rudolf maté
regie: carl th. dreyer
johanna: mlle. falconnetti
ein film der sociéte générale de films

seit den russischen filmen ist ‘johanna von orleans’ der erste versuch in das noch tausendfach unbekannte gebiet des films vorzustossen. diese arbeit, die noch in mancher hinsicht ungekonnt, ermüdend, unökonomisch ist, erbringt doch den beweis, dass die rassenfilme, wenn sie noch so grossartig sind, nur ein teilgebiet der filmischen arbeit repräsentieren.

der aufbau von ‘johanna von orleans’ ist alle dem entgegengesetzt, was wir bisher unter gutem film verstanden, anstatt eine spannung durch die montage (den filmschnitt) hervorzurufen - sodass die verschiedenen aufnahmen vor dem zuschaner in kürzestem zeitraum vorbeiblitzen und ihn dadurch zwingen, sich in höchstem masse anzuspannen, um kein bild zu verlieren - entstehen die spannungen bei ‘johanna’ durch die zeitlich sehr gedehnten, in allen einzelheiten langsam sich aufbauenden erlebnisse der detaillierung.

 

zu den zeitlupen- und zeitraffer-aufnahmen unserer bisherigen filmpraxis bringt ‘johanna’ einen neuen aspekt: die mikroskopie des mimischen, die mikroskopie der bewegung von muskel- und nerven-bündeln. zweifellos ist damit die linie der simultanen darstellung von ereignissen unterbrochen. auf der anderen seite aber entsteht dadurch eine unbeschreiblich intensive fassung des organischen aufbaus, dargestellt in den ausdruckerfüllten bewegungen des menschlichen kórpers, sogar - was hier meist der

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AUS ‘JOHANNA VON ORLEANS’
FOTO UFA


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fall ist - der einzelnen körperteile. von dieser konzeption her ist es selbstverständlich, dass die filmdarsteller ohne schminke arbeiten, ohne schminke des gesiehts wie der bewegungen, dass jede ihrer rurzeln und porenöffnungen. jeder augenaufschlag und jede geste zu den kennzeichen dessen gehört. was wir organisch nennen.

 

dieser film beweist - neben vielen anderen - die richtigkeit der vorliebe für die überexakte, präzise fotografische aufnahme, diese vorliebe entstand bisher mehr aus einer gefühlsmässigen, als aus einer mit intellektuellen mitteln beweisbaren einstellung. hier ist die klarheit über ihre gestalterische rolle auf das genaueste gegeben. unaufhölich dürfen hier die augen das erlebnis der geringsten änderungen (von gesicht. haar, haut und muskel) empfangen - der ganze film besteht aus grossaufnahmen der gesichter - und das ist die eigentliche. grossartige wirkung des films. eine exakte analyse könnte lehrreichen anfschluss bringen über einzelheiten. lobenswerte momente mancher einstellung, wie die darstellung der inquisition. die vorbereitung der soldaten zum autodafé etc. ebenso kömte sie manche fehler des filmischen die ermüdende wirkung der mit text überbürdeten teile feststellen. alles das ist geringfügig neben der gesamtwirkung, dass ‘johanna’ eine sehr ernste. ausserordentlich wertvolle arbeit ist, deren metodische wichtigkeit auch darin besteht, dass sie die art der zoologischen ‘kulturfilme’ auf eine menschliche handlung übertragt. der kampf jobannas mit der inquisition ist ganz ähnlich gefasst wie im ‘kulturfilm’ der kampf zweier tiere.

der film objektiviert eine in lügen und ressentiments befangene geschichtsbetrachtung endlich wieder zu purem geschehen.

m-n



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‘JOHANNA VON ORLEANS’
FOTO UFA




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AUS
‘JOHANNA VON ORLEANS’
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