[p. 134]

Traum und Tod

 
Glanz und Ruhm! so erwacht unsre Welt,
 
Heldengleich bannen wir Berg und Belt,
 
Jung und gross schaut der Geist ohne Vogt,
 
Auf die Flur, auf die Flut die umwogt.
 
 
 
Da am Weg bricht ein Schein, fliegt ein Bild,
 
Und der Rausch mit der Qual schüttelt wild.
 
Der Gebot weint und sinnt, beugt sich gern:
 
‘Du mir Heil, du mir Ruhm, du mir Stern.’
 
 
 
Dann der Traum höchster Stolz steigt empor,
 
Er bezwingt kühn den Gott der ihn kor...
 
Bis ein Ruf weit hinab uns verstösst,
 
Uns so klein vor dem Tod, so entblösst.
 
 
 
All dies stürmt, reisst und schlägt, blitzt und brennt,
 
Eh für uns spät am Nacht-Firmament
 
Sich vereint schimmernd still Licht-Kleinod:
 
Glanz und Ruhm, Rausch und Qual, Traum und Tod.

[Stefan George]