Der Verworfene

 
Du nahmest alles vor: die Schönheit, Grösse,
 
Den Ruhm, die Liebe früh erhitzten Sinns
 
Im Spiel, und als du sie im Leben trafest
 
Erschienen sie erblasst dir nur und schal.
 
 
 
Du horchtest ängstlich aus am Weg, am Markte,
 
Dass keine dir verborgne Regung sei...
 
In alle Seelen einzuschlüpfen gierig
 
Blieb deine eigne unbebaut und öd.
 
 
 
Du fandest seltne Farben, Schellen, Scherben,
 
Und warfest sie ins wirre, blinde Volk,
 
Das überschwoll von Preis der dich berauschte...
 
Doch heimlich weinst du - in dir saugt ein Gram:
[p. 135]
 
Beschämt und unstet blickst du vor den Reinen,
 
Als ob sie in dir läsen.. unwert dir
 
So kamst du wol geschmückt doch nicht geheiligt
 
Und ohne Kranz zum grossen Lebensfest.

[Stefan George]