Boekbesprekingen
Gaston Baty: Le Masque et l'Encensoir Bloud et Gay Paris 1926
Die erste Bewegung zur Erneuerung des französischen Theaters, der erste praktische Protest gegen das Boulevard-Theater ging vor zehn Jahren van Jacques Copeau aus. Er gründete das Théâtre du Vieux Colombier, das in puritanischen Aufführungen dem Ziele nachstrebte, die Dichtung als solche, ohne Einmischung fremder Elemente auf die Bühne zu bringen. Copeau konnte sich in Paris nicht halten. Er wollte das Theater zähmen anstatt es zu bändigen. Bändigen hat in jedem Falle den ganzen Reichtum und die ganze Wildheit der ursprünglichen Natur zur Voraussetzung, arbeitet geradezu mit ihr. Ihr gegenüber zeigte Copeau sich spröde. Baty hat sie zu seinem Element gemacht. Nach schweren Jahren ist er durchgedrungen und heute als Direktor des Studio des Champs Elysées der anerkannte Führer des Theaters der Avantgarde. Noch ist seine Bühne klein, aber es wird eine Frage kürzester Zeit sein, ihn als Direktor einer der grossen zu sehen. Was er jetzt in winzigem Raume zustande bringt ist ein Wunder. - Baty steht mit seinen theoretischen Überzeugungen an der Spitze derjenigen Bewegung, die heute in allen Ländern Europas, besonders nachdrücklich in Russland, die Reorganisation des Theaters eher von einer neuen Bühne, vom Regisseur, als von einem neuen Drama, vom Dichter, erhofft.
Die Praxis gibt dieser Schule recht. Wo ist die Phalanx der Dramatiker, die der von Regisseuren wie Meyerhold, Jessner, Martin, Reich, Baty entspräche? Der Niedergang des Theaters, hat einer von ihnen gesagt, beginnt mit dem Augenblick, da man das Drama als die hohe Kunstform ansah, der das Theater schlechterdings zu dienen habe. Kurz: mit der Herrschaft des Dramas übers Theater, die das neunzehnte Jahrhundert gebracht hat. Dem entsprach der Primat des gesprochenen Wortes in der Regie. Er ist es, gegen den mit aller Entschiedenheit Baty sich auflehnt. Er hat den Stumpfsinn des Boulevard-Theaters darin erkannt, dass alle Mimik, jede Geste nur Wiederholung des gesprochenen Wortes darstellt. Demgegenüber erhebt er die Forderung: Wort, Geste, Bühnenbild haben sich nicht zu decken, kaum zu schneiden. Das Leben der Szene hängt daran, dass jedes für sich zum Ausdruck bringt, was unter allen andern einzig und allein es zu verkörpern im Stande ist. Im Kampfe gegen die philiströse, rationalistische Herrschaft des Wortes wurde die Losung vom ‘Theater des Schweigens’ geprägt, dessen bedeutendster Autor Jean-Jacques Bernard ist. ‘Martine’ ist ein Drama, in dem auf langen Strecken das Wort brach liegt, um später um so besser Frucht zu tragen. Ist der Primat des Wortes einmal beseitigt, so fällt von selber der der Literatur.
Theater und Drama bilden überall da, wo sie auf der Höhe der Kraft stehen, in der Antike, bei Shakespeare, im spanischen Barock untrennbar Eines. Ganz ebenso aber im Mittelalter. Das darzulegen ist die Absicht von Batys Schrift. Es gibt die Analyse des Mysteriums vom Standpunkt des Regisseurs und findet in ihm Ecksteine einer Bühnenkunst, die heute auf den Trümmern des bürgerlichen Literaturtheaters mühselig neu erbaut werden muss. Baty, der seinem Stoff - und damit dem Katholizismus des geistlichen Schauspiels - sehr nahe steht, kommt aus den materiellen Notwendigkeiten heraus zu ganz ähnlichen Forderungen, wie sie die Bühne des neuen Russland bestimmen. Und das will nur besagen. dass der revolutionäre Wille heute den konservativen dialektisch in sich enthält: dass er heute der einzige Weg zu den Dingen ist, als deren Hüter die Bourgeoisie schon längst zu Unrecht sich ansieht.
Paul Léautaud: Le théâtre de Maurice Boissard Nouvelle Revue Française, Paris 1927
Schriftsteller sollten daran gewöhnt werden, das Wörtchen ‘Ich’ als ihre eiserne Ration zu betrachten. Wie Soldaten vor Ablauf von dreissig Tagen die ihrige nicht anrühren dürfen, so sollten Schriftsteller nicht vor geendigtem dreissigstem Jahr das ‘Ich’ auskramen. Je früher sie darauf zurückgreifen, desto schlechter verstehen sie sich auf ihr Handwerk. Es gibt aber Ausnahmen. Ausnahmen sind die grossen Polemiker. Ihr ‘Ich’ ist eine konstruktive Leistung. Es ist durchsichtig und prismatisch angelegt und jede Reaktion in ihnen untersteht moralischen Gesetzen, die exakt sind wie die Gesetze über die Brechungswinkel. Zur Zeit ist Karl Kraus bekanntlich der grösste europäische Vertreter dieses Typus. Der Deutlichkeit halber nennen wir Shaw, damit wir ganz genau erfahren, wie wir uns diesen Typus nicht vorzustellen haben. Ich weiss nicht ob Paul Léautaud ausserhalb von Paris einen Namen hat. Ausserhalb Frankreichs hat er ihn nicht. Es wäre ein schöner Gegenstand zu zeigen, warum die grosse Satire nur in eingeschränkterem Wirkungskreise und aus kleinen Anlässen sich entwickeln kann, wie Wien die Stärke von Kraus, Paris die von Léautaud ausmacht, wie beide ihre Verve in geringen Dingen, und als Theater-rezensenten, zu entfalten wissen. Es ist auch gar nicht zu übersehen, dass der grosse Satiriker, noch mehr als der grosse Schriftsteller überhaupt, dem technischen Betrieb nicht nahe genug stehen kann. Kraus ediert seine eigene Zeitschrift und Léautaud ist in den Jahren, da er für den ‘Mercure de France’ die Theaterkritik besorgte, Angestellter dieses Verlages gewesen. Die souveräne Haltung dieser Kritiken hat etwas derartiges zur Voraussetzung. Nur jemand, der nach Person und Leistung in einem grossen literarischen. Betrieb einen bestimmten Posten ausfüllt, konnte sich eine Kritik erlauben, die oft in einem seitenlangen Referat dem fraglichen Theaterabend nur drei Zeilen widmet, um Raum - wofür? - für alles zu gewinnen, das dem Verfasser
gerade in den Sinn kommt. Es gibt bestimmt Leute, die mehr von Dramaturgie verstehen als Léautaud und hie und da (wenn auch nicht gerade in der Presse) kompetentere Fachleute für Regie. Man darf sogar behaupten, das sich Kunst von anderm Standort aus sichten lässt als dem eines Rationalismus, der freilich in seiner Erscheinung bei Léautaud unendlich viel tiefer ist als die Mystik des von ihm - und von wem denn sonst noch? - durchschauten Claudel. Aber nie hat es einen Kritiker gegeben, der den Vorgang des Kritisierens selbst so erstaunlich und wahr zu gestalten gewusst hat. Das ist die ausserordentliche Kunst dieses Mannes. Er musste um das Ziel zu erreichen, sich so schrankenlos exponieren: von seinen Feinden und Freunden, seinen Nachbarn im Theater und zu Hause, seinen Tieren und seinen Schriften, seinen politischen Überzeugungen und seinen Rankünen, seinen Leidenschaften und seinen Verwandten sprechen. Es ist für einen Leser dieses Buches beinahe selbstverständlich, dass dieser Mann ein enragierter Menschenfeind und Sonderling ist, unzugänglich von jeher, sich mehr und mehr auf seinen Umgang mit den Katzen und Hunden zurückzieht, die er auf der Strasse gefunden und zu sich genommen hat. Auch darin dem klassischen Charakterbilde der grossen Satiriker völlig entsprechend. Nur ein sehr einsamer Mensch kann sein Ich so unverbraucht und unbestechlich mitten ins sachliche Bereich hineinstellen, so entscheidend mit dessen flüchtigsten Gedankenblitzen es erleuchten. Dies Boulevardtheater der Flers et Cavaillet, der Bernstein, der Porto-Riche ist ganz einfach am eigenen Leibe von diesem Mann als Plage empfunden worden, als menschenunwürdige wie die Mücken-oder die Heuschreckenplage; sein Kampf dagegen hat die ganze Überlegenheit und Resignation, aber auch den Einschlag bewusster und weiser Komik, den ein Kampf gegen Ungeziefer besitzen kann.
Ramon Gomez de la Serna: Le Cirque Simon Kra Paris 1927
Die Krisis des europäischen Theaters rückt alle aussertheatralischen Formen des Schauspiels in neue Beleuchtung. Eine grosse Literatur über den Zirkus gab es längst; sie war aber Fachliteratur, wollte nur ihrem Gegenstand dienen und legte weniger Wert darauf, für ihn zu werben. Seit einigen Jahren hat sich das geändert. Der Zirkus wurde erforscht; man suchte nach dem grossen Kunstgriff, der aus dem billigsten volkstümlichen Amusement etwas gemacht hat, was unerschüttert wie Römerbauten durch die Jahrhunderte dauerte. Man interessierte sich für die wirklichen, die nicht gespielten Dinge, die im Inneren einer Arena, der ältesten Form, in der je Publikum ist angeordnet worden, vor sich gingen. Man sah auch die sinnliche Atmosphäre des Zirkus seit Seurat und Picasso mit neuen Augen. Der spanische Romancier Gomez de la Serne hat ein Buch mit Notizen über den Zirkus erscheinen lassen, das dies erneuerte Interesse dokumentarisch bezeugt, aber auch dessen Herkunft aus der prekären Situation der Massen, ihrer verminderten Todesfurcht, ihrer zunehmenden Skepsis gegen Anstalten der Vergeistigung und der Verdummung sehr deutlich macht. Weiter ist dieses Buch deshalb sympathisch, weil es - ein ausserordentlich seltener Fall - keinen Schritt über die Einsicht des Autors hinausgeht. Es ist daher kein Traktat über den Zirkus als ‘Symbol’ neueren Lebensgefühls, sondern eine Notizensammlung geworden, die der Wirklichkeit allerdings etwas knapp wie dem Clown sein Frack sitzt. Liebhaber der Psychologie gehen hier selbstverständlich leer aus. Im Zirkus muss ja selbst dem Borniertesten aufgehen, um wie viel näher am Wesentlichen, wenn man will am Wunder, gewisse physische Leistungen stehen als die Phänomene der Innerlichkeit, die manchmal nur die banale Erscheinungsform sind, die solche Innervationen in den Augen des Idealisten besitzen. Es ist also ganz sachgemäss, dass Serna seine Aufmerksamkeit unter die Nummern einer Zirkusverstellung aufgeteilt hat und sein Buch Kapitel über Magnetiseure, Illusionisten, Schlangenmenschen Amazonen u.s.w. enthält. Es geht aber noch weit besser ins Einzelne. Über das Küchengeschirr und den Garderobenständer des Zauberers, die Matte, auf der der Elephant sich die Füsse abtritt, die Schemel, Pyramidenstumpfe und Tonnen, die von dressierten Tieren bestiegen werden, die sammtverbrämte Polsterung, auf welche die Athletin während ihrer Nummer sich bettet, kurz über das gesamte Inventar des Zirkus sagen seine Notizen das Wichtigste: nämlich wie sehr es unserer Phantasie vertraut, im Grunde abgenutztes Trauminventar ist. Es gibt noch keine geistreiche Konvention, die anleitet, über Dinge des Zirkus zu schwatzen. Sein Publikum ist weit respektvoller als das irgend welcher Theater oder Konzertsäle. Das hängt damit zusammen, dass im Zirkus die Wirklichkeit das Wort hat, nicht der Schein. Es ist immer noch eher denkbar, dass während Hamlet den Polonius totsticht, ein Herr im Publikum den Nachbar um das Programm bittet als während der Akrobat von der Kuppel den doppelten Salto mortale macht. Eben deshalb ist freilich das Zirkuspublikum im Ganzen auch das unselbständigste: in alle Schranken gepferchtes Kleinbürgertum, das selbst als Artist, als Clown oder Kunstreiterin diese Schranken nur jeweils auf Stunden, um sie mit denen der Manege zu vertauschen, verlässt. Der Zirkus ist vielleicht in ein soziologischer Naturschutzpark, in dem das Ineinanderspiel einer Herrenkaste von Pferdezüchtern und Dompteueren mit einem gefügigen Proletariat, der plebs der Clowns und der Stalljungen noch ohne Misston, ohne revolutionäres Grollen sich vollzieht. Er ist ein (etwas unheimlicher) Ort des Klassenfriedens. Aber er ist auch ein Ort des Friedens in anderm Sinne: mit Recht hat Serna in einer berühmten Rede, die er in einem Mailänder Zirkus, vom Trapez herab, hielt, gesagt, der wahre Völkerfriede werde einst in einem grossen Zirkus besiegelt werden. Mir scheint, es gibt nur zwei Professionen, die von Natur aus Vertraute des Friedens sind und gar nicht die, von denen man es denken sollte. Nicht die sehr zweifelhaften barmherzigen Schwestern (die schliesslich auf den Krieg, nur anders als die Generale, war-
ten) noch auch die Pazifisten (die von Kriegsgefahr, nur anders als die Rüstungslieferanten, leben) sondern die Mathematiker und die Clowns: die Meister des abstrakten Denkens und der abstrakten Physis. Der Frieden, der von ihren Unterschriften garantiert wäre, wäre der einzige, dem ich vertrauen würde. Dieser im grossen Zirkus besiegelte Friede wäre auch Friede im Zeichen der Tierwelt, die das Patronat über die Menschheit genommen hat. Denn das ist ja das Geheimnis des besonderen Gefühls, mit dem ein jeder den Zirkus betritt: Im Zirkus ist der Mensch ein Gast des Tierreichs. Die Tiere stehen doch nur scheinbar unter der Botmässigkeit des Dompteurs, die Kunststücke, die sie machen, sind ihre Art den jüngeren Bruder zu unterhalten und zu zerstreuen, da sie ja Besseres mit ihm nicht anfangen können. Die Zirkusleute haben von ihnen gelernt. Wie Vögel von Ast zu Ast, so fliegen von Trapez zu Trapez Akrobaten, die Hände des Zauberers schiessen durch den Raum wie zwei Wiesel, als Schmetterling lässt auf den Pferderücken die Schulreiterin sich nieder, der dumme August schnuppert wie ein Tapir sich durch den Sand der Manege und nur der Stallmeister mit der Peitsche fällt als der Herr der Schöpfung aus dem anarchischen Thierparadiese heraus. Wie sie so ist im Zirkus auch alles andere bis in die Umgänge, Passagen, Tore hinein von animalischem Leben erfüllt. In den Pausen dringt sich das Publikum zum Buffet, denn nichts macht Appetit wie ein Abend im Zirkus.
Philippe Soupault: Coeur d'or Bernard Grasset Paris 1927
Der berühmte ‘Surrealismus’ ist als Theorie jetzt gegen drei Jahre alt. Als Praxis ist er bedeutend älter. Diese uralte Praxis völliger Entspannung, die er als Grundlage der dichterischen Arbeit vorschreibt, macht das ganze Interesse der Theorie aus. Man versteht auf den ersten Blick, warum sie unter dem Einfluss Freuds, der in Frankreich erst spät aber nachhaltig auftrat, formuliert werden musste. In der Tat hat der Surrealismus mit einer ‘vague de rêves’ in Paris seinen Einzug gehalten, einer Traumschlaf-Epidemie, der Führer und Adepten sich hingaben. Man hat aber bei alledem übersehen, dass die Präzepte einer Produktion aus dem entspannten Innern, aus einem unbewussten Fundus, den zu Tage zu fördern die ganze ‘Kunst’ macht, vielleicht für Künstler von Beruf viel schwerer als für den Amateur sich verwirklichen lassen. Wir sehen ein, dass der private Dilettant an die Schablonen des Dichtens oder des Malens, wie sie jeweilen gelten, enger gebunden bleibt als der Künstler, weil er sie weniger erfasst und durchschaut. Wir sehen ein, dass dieser Dilettant als solcher notwendig unfrei ist, weil in bestimmten Dingen Freiheit ausschliesslich aus Wissen und Übung kommt. Über diese Freiheit verfügt der Künstler. Aber er ist von ganz andrer Seite gefährdet. Die glückliche Konstellation, die phantastische Evidenz stellen in diesen tieísten Schichten nur intermittierend, gelegentlich sich dar und jede Praxis, die ihnen gegenüber den Geist gefügiger, prompter, geschickter macht, gerät in Gefahr, die wichtigsten Daten zu fälschen: Zeit, Ort und Umstand unter denen sie vernehmlich werden. Nicht technische sondern vitale Notwendigkeit, mit andern Worten, die exakteste Bestimmung durch alle Beiläufigkeiten in Raum und Zeit gibt gerade dilettantischen Produkten von Kindern, Privatiers, Wahnsinnigen jene Selbständigkeit im Banalen, jene Frische im Grässlichen, die den surrealistischen Sachen trotz allem oft fehlen. Und wenn nun gar das Stoffbereich sehr gegenständlich, etwa die Schilderung eines Orts, die Erzählung von etwas Erlebten, die Entwicklung eines Gedankens ist (während es doch dies alles dauernd simultan und in Einem sein sollte) so müsste die Prägnanz des willenlosen, entspannten Eingedenkens schon sehr gross sein, um ihr das Traumhafte zu gewährleisten. Ist es dagegen die bewusste Erinnerung, welche der Autor post festum in das Unbewusste erst transponiert, so lässt der traurige Erfolg nicht auf sich warten. Undeutlich, nicht phantastisch, monoton, nicht traumhaft werden die Dinge abrollen. Darauf hat leider in seinem letzten Buch Soupault das Exempel gemacht. An ihm - der Fall verdient vermerkt zu werden - ist nichts gut als der Waschzettel. Darauf steht: ‘Coeur solitaire - Coeur d'or (Proverbe de Montrouge)’. Diese Geschichte handelt von der Einsamkeit, stellt sie in einer langen Bilderfolge dar, die unterbrochen und wie gerahmt von schmalen Gegenwarten der Geliebten wird. Sie zu lesen ist quälend, sie zu leben war quälender, sie zu schreiben war nicht sehr schwer. Der Mann, der das gelitten hat, was dieses Buch erzählt, hat als Autor den Abhang, den er mühsam als Liebhaber hat erklimmen müssen, behaglich auf der andern Seite sich herunter rutschen lassen. Und der Leser geht leer aus. Vor kurzem hat in einem hübschen Wort Paul Valéry die merklichen Gefahren der neuen Dichterschule angedeutet. Es spielt auf die Pariser Würfelbuden an, die auf den grossen Markt- und Strassenfesten das Publikum mit schreienden Plakaten an sich ziehen. Da heisst es ‘Jeder Wurf ein Treffer.’ ‘Chaque coup gagne’ - das nennt er den Grundsatz der neuen Schule. Gewiss nicht mehr als ein kleines Bonmot, aber gerade genug um ein schwaches Buch aufzuwiegen.
Henri Poulaille: L'Enfantement de la paix Bernard Grasset Paris
Henri Poulaille hat sein letztes Buch Heinrich Mann gewidmet. Er bestätigt so das Gefühl der tiefen Verwandtschaft beider Autoren, das sich dem Leser sehr bald ergibt. Es handelt sich um mehr als um die stofflichen Analogien ihrer Werke. Immerhin besagen aber bei diesen Autoren die stofflichen Analogien mehr als sonst. Beide gehören dem aktivistischen Typ an; beide sind Dichter, die in der Darstellung dem Gegenstand zum Maximum seiner Wirkung verhelfen. Da dieser Gegenstand das Proletariat ist, so ist die Wirkung dieser Bücher revolutionär. Poulaille setzt ein, wo Heinrich Manns Romanfolge, in deren Mitte der deutsche Bürger im Zeitalter des Wilhelminischen Imperialismus
stand, aufhört: mit dem Kriege. Genauer gesagt, mit dessen Ende. Man wird sogar finden, dass dieser Roman sogleich im Eingang die Höhe seines geschichtlichen Gegenstandes erreicht. Es ist ein guter und echt epischer Gedanke, den letzten Morgen des Weltkrieges zum Ausgang einer Erzählung zu machen. Sie stellt in ihrem weiteren Gange die ganze Bitterkeit des Friedens dar. Es braucht nicht der Kritik der diplomatischen Instrumente, an der die bürgerliche Presse sich nicht genug tun kann, um darzulegen, wie die Lügenwelt des Krieges im Frieden ihr Dasein weitergefristet hat; man kann auch ohne ökonomische Kritik der Inflation und des Wiederauf baus am Schicksal von Proletariern das anschaulich machen. Poulaille hat in seiner Erzählung die niederschlagendste Rechenschaft von der Entrechtung und der Ohnmacht der ‘Heimgekehrten’ gegeben. Umsonst versuchen sie, im Innern sich zu sammeln und die Fühlung, die die Front ihnen aufzwang, im Angesicht des Klassengegners zu behaupten. Mit der Strategie des Verrats und des Vergessens tritt die Gesellschaft ihnen entgegen und es ergibt sich, dass - für den Augenblick zumindest - sechs Jahre des imperialistischen Krieges sie nicht gestählt sondern erschlafft haben. Jeder verfällt seinem Einzelgeschick. Ohne dem Gang seines gradlinigen Berichts untreu zu werden, hat Poulaille es verstanden diese Geschicke in ihrer gesellschaftlichen Struktur zu zeigen. Er lässt in ihr wie ein Triebwerk geöffnetes Innere schauen und man gewahrt die Funktion der einzelnen Teile: den Transmissionsriemen ‘Ehe’, der die sozialen, kollektiven Energien an tausend Kettchen und Rädchen des Alltags abgibt, das Zahnrad ‘Hunger’, das in die Fugen der ‘Angst’ greift, den grossen Heizkessel ‘Schande’, dessen Manometer niemals auf Explosion zeigt. Wann endlich dies Triebwerk in den Millionen von isolierten, einander entfremdeten Menschen zum Stehen wird gebracht werden können, darauf eröffnet sich hier freilich kein Ausblick, geschweige, dass irgend ein Schleichweg, eine private Versöhnung gilt. Das Buch erzählt die Dinge wie sie sind. Während aber der Realismus der alten Schule sich daran genug tat und so, auf einem Umweg, auf ein l'art pour l'art (nur ein banales, schwächliches) hinauslief, hat Poulaille diese Dinge unter den Gesichtspunkt ihres wirkenden Ausdrucks gestellt, und seine grosse Erzählergabe ist ihnen nichts schuldig geblieben.
Henri Poulaille: Ames Neuves Bernard Grasset Paris
‘Ames Neuves’ sind eine Sammlung von Kindergeschichten. Man weiss, ein wie harter Prüfstein für das Können und für die Lauterkeit eines Autors solche Erzählungen sind. Poulaille hat sich an ihnen bewährt. Was er auf diesen Seiten darstellt, ist immer wieder: das Erwachen der Kinder zum Bewusstsein der Armut und ihre Art, mit dem Elend sich abzufinden. Erfahrung und Beobachtung haben diese Erzählungen von allen Chimären der ‘Kinderpsychologie’ bewahrt. Dieselbe schöne Einfachkeit und der gleiche Ernst wie sie in seinem Roman sich bekunden, bestimmen den Tonfall dieser kurzen Geschichten. Es ist nichts von dem ‘Humor’ darinnen, der gerade den trostlosesten Philistern obligat scheint, so bald sie über Kinder oder gar mit Kindern reden sollen. Desto schärfer sind auch hier die Demarkationslinien der Klassen gezogen.
Pierre Girard: Connaissez mieux le coeur des femmes Simon Kra Paris 1927
Das Komische ist wie eine Pflanze, die im Flachland überall vorkommt, je höher man aber in der geistigen Landschaft hinaufsteigt, desto seltener wird, um dafür tiefere Farben und charaktervollere Formen anzunehmen. Alle europäischen Literaturen sind an Komischem dieser höheren Regionen arm, und jedes Werk, das es einbringt, ist sozusagen ein Geschenk an Europa. Und es ist angenehm zu denken, dass ein Buch, in dem solch seltenes Exemplar der Gattung gepresst ist, wie andere europäische Geschenke (wir meinen aber das Asylrecht, nicht den Völkerbund!) aus der Schweiz kommt. Das Unbeschwerte, Heitere in ihrem Schrifttum ist nicht so häufig, dass es nicht eine freundliche Überraschung wäre. Es gibt zur Zeit nur zwei schweizerische Autoren, bei denen man sich deren immer wieder zu versehen hat. Das sind Robert Walser und Pierre Girard. Walsers Humor liegt das Verschachtelte, Spröde des schweizerdeutschen Charakters zu Grunde. Bei Girard dagegen handelt es sich um eine Emanzipation französischer Anmut von romanischen Formen und Konventionen. Bei Walser kommt ein geschwätziger Tiefsinn zu Tage, der an alte Schnurren und Scherze wie die Lügenmärchen erinnert; Girard drängt zu einer moralisch didaktischen Fabelwelt, die keine andere ist, als die der schönsten contes de fées. Der ‘Prinz Liebling’ seiner neuen Geschichte ist ein Genfer Bürgersöhnchen, das man im Zustand der Verzauberung unter der Hörigkeit der bösen Feen ‘Schüchternheit’ und ‘Bravheit’ kennen lernt. Man nimmt an allen Missgeschicken seiner Liebe teil, will auch die Hoffnung aufs Entzaubertwerden bis zur letzten Seite nicht aufgeben. Da lässt ihn denn freilich der Autor im Stich. Und dieser Augenblick - da es aufhört - ist der einzig Unangenehme des Buches. Ein Märchen, selbst ein didaktisches, das traurig ausgeht, will man nicht recht wahr haben. Man erhofft sich, und nicht darum allein, eine Fortsetzung dieses charmanten, liebenswerten Buches.
Martin Maurice: Nuit et Jour Nouvelle Revue Française Paris 1927
Es gibt bei Marcel Proust eine hinreichend merkwürdige Definition des Romanciers, die vom technischen Standpunkt ausgeht. Da, so sagt Proust, die Dinge, die einem Menschen im Lauf seines Lebens begegnen für dessen Nebenmenschen nur an ganz bestimmten, um-
grenzten Reaktionen seines Wesens sichtbar werden, ja auch ihn selber niemals in der ganzen Breite seines Daseins sondern, wie tief sie immer gehen, nur partiell betreffen, bestand im Grunde die verdienstvolle ‘Erfindung’ des ersten Romanciers in nichts anderm, als alles von der wirklichen Person, was nicht durch die Geschicke, die er im Roman erdichtet, mitberührt wird, ganz einfach fortzulassen und ein Wesen zu konstruieren, das in den Reaktionen auf ein Phantasiegeschehen aufgeht. Wenn das richtig ist, so hat die Romantechnik mit ‘Nuit et Jour’ einen Fortschritt gemacht. Hier nämlich ist das Reaktionsfeld weiterhin und so radikal beschränkt worden, dass eigentlich vom Innenleben eines Mannes nur das noch transparent bleibt, was ihn im Bett betrifft. Das wäre nun, je nachdem, langweilig oder obszön, oder beides, wenn der Stoff dieser Technik entgegenkäme und es um eine Reihe von coucherien sich handelte. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das Thema des Buches ist eines der ältesten Fabelmotive: die Geschichte von den zwei Seelen des Mannes, kurz von der irdischen und himmlischen Liebe. Es gibt nichts Verbrauchteres. Und an diesem verbrauchtesten Gegenstand hat der Verfasser einen atemraubenden, verwegenen Gewaltstreich geleistet: er hat das Ganze dieses Motivs, die himmlische samt der irdischen Liebe, ins Sexuelle transponiert und aus dem Sexuellen herans geformt wie der Plastiker eine Gruppe aus Lehm. Das Ganze ist synthetisch, bruchlos, konstruktiv als Sexualgeschehen erfasst und hat daher den ganzen substantiellen Reichtum der alten Succubi- und Incubi-Mären. Mit ihnen hat das Erzählte die Fülle einer echten Erfahrung gemein, die sich in Worten Fixierung, nicht Ausdruck sucht. Und in der Tat fixiert sie der Verfasser: ein Feldvermesser des Bettes, der im Terrain der Sexualität die Höhen und Tiefen absteckt, gleichgültig ob sie nun ‘Isoldenwäldchen’ oder ‘Teufelsschanze’, ‘Philosophenweg’ oder ‘Wolfsschlucht’ sich nennen mögen. Auf dieser weichen, heissen Insel bewegt er sich als hätte nie ein Missionar kirchlicher oder psychoanalytischer Lehren sie betreten und als sei in ihren weissen Bergen und Tälern nichts kenntlich als die Spur von wilden Europäern.
Anthologie de la nouvelle prose française Simon Kra Paris 1927
Es gibt drei Arten von Anthologien. Die der ersten sind Dokumente der hohen Literatur, machen jedenfalls darauf Anspruch: Auswahlsammlungen, die von einem mehr oder minder berufenen Literaten nach Grundsätzen gemacht sind, die, eingestandenerm Massen oder nicht, einen normativen Charakter haben. Solche Sammlungen können grosses Interesse bezitzen. Man braucht nur den Namen des deutschen Dichters Rudolf Borchardt zu nennen, um anzudeuten in welchem Grade sie eigentliche literarische Dokumente darstellen können und als solche der Kritik ausgesetzt sind. Die zweite und seltenere Gattung setzt sich rein informatorische Ziele. Ihr ist gemäss, dass der Herausgeber anonym bleibt, wenn man es nicht überhaupt mit einer grösseren Gruppe von Editoren dabei zu tun hat. Die häufigste aber unerfreuliche Gattung ist die dritte: ein undeutliches Ineinander eklektischer und informatorischer Gesichtspunkte sucht das nutzlose Spiel eines Unberufenen dem Publikum gegenüber interessant zu machen. Die vorliegende Sammlung ist ein reiner Typ der zweiten Gattung, die augenblicklich die willkommenste zu nennen ist. Vor anderthalb Jahren kam der Verlag Simon Kra mit seiner ‘Anthologie de la Nouvelle Poésie Française’ heraus. Nun erscheint als Gegenstück dazu die ‘Anthologie de la Nouvelle Prose Française’. Beurteilen kann solche Werke nur ein grosser Kenner der Literatur, ihrem ganzen Werte nach schätzen nur der Neuling. So sind sie insbesondere für den Ausländer, der sich ein Bild vom Stand des französischen Schrifttums machen will, wie geschaffen. Als eine Art von Baedeker durchs geistige Paris (die meisten namhaften Autoren leben in der Haupstadt) sind sie dem Provinzialen nahezu ebenson wichtig. Das neuere Buch ist sogar noch etwas mehr: Forschungsbericht aus unbereisten Gegenden, wenn man so will. Denn der Verlag hat Wert darauf gelegt, neben ‘klassischen’ Proben der neuen Autoren von jedem auch einige ungedruckte Seiten zu bringen. Mit grossem Interesse wird man insbesondere zwei Novellen des im Ausland noch gänzlich unbekannten Marcel Jouhandeau lesen.
WALTER BENJAMIN
Henri Barbusse: Les bourreaux - Dans l'enfer de l'Europe. Editeur Ernest Flammarion, Paris.
(Duitsche uitgave: Die Henker - In der europäischen Hölle. Uebersetzt von Heinrich Nelson. Verlag ‘Oeffentliches Leben,’ Stuttgart 1927 broch. 2.80 Mk.)
Henri Barbusse, mejuffrouw Paule Lamy, lid van de brusselsche balie, en Professor Léon Vernochet, de Algemeene Secretaris van de Vereeniging van Arbeiders-Intellectueelen, hebben in het vorige jaar persoonlijk en in loco een onderzoek ingesteld naar de witte terreur in de Balkanlanden en Henri Barbusse heeft de resultaten van dit onderzoek in een boek: ‘De Beulen - in de Europeesche Hel’ gepubliceerd.
Wij allen, schrijft Barbusse, trekken op grond van onze volledige kennis van den toestand en in volkomen onderlinge overeenstemming uit ons onbevooroordeeld en grondig onderzoek deze conclusie: Niets van alles wat er gezegd is geworden over het door de balkanregeeringen uitgeoefende terrorisme is overdreven. Dengenen, die vragen ‘Is het waar?’, moet men antwoorden: ‘De waarheid is nog erger!’
Hiermede is echter niets vijandelijks van de balkanvolken gezegd. ‘De balkanvolken zijn alle, wat voor fabelachtige en onzinnige meeningen er over hen ook in omloop mogen zijn, alle even arbeidzaam, vredelievend en dapper.’ ‘Er zijn op de wereld geen eerlijker menschen dan bessarabieren, bulgaren of turken.’ Maar
‘een volk is niet verantwoordelijk voor de handelingen en voor de houding van de parasietenministeries, die zich in zijn hoofdstad hebben vastgezet. Dat geldt speciaal voor de balkanregeeringen, die door zakkenrollerstrucs, staatsgrepen en terreur aan het roer zijn gekomen.’ In de eerste plaats schrijft Barbusse een en ander over de ellendige economische toestanden der balkanvolkeren. In Roemenië, dit landbouwbeoefenende land, was de bebouwde oppervlakte in de jaren 1924/25 vijftig percent geringer dan voor den oorlog. De banken hebben den boeren het crediet afgesneden, hetgeen haar veroorloofd heeft den rentevoet op te voeren tot 30 à 40 percent. In de verschillende provincies zijn 70 tot 90% der mannen, in sommige zelfs 98% der vrouwen analfabeet. De dorpsonderwijzer verdient nog geen f20. - per maand.
In Bulgarije (waar ? der bevolking uit boeren bestaat) is slechts één ijzeren ploeg op 49 H.A. Van den tabaksbouw (een derde der bebouwde oppervlakte) konden de boeren onder Stambolijski goed leven. Maar toen de militaire liga, dank zij de financieele hulp van de groote tabaksmaatschappijen, den boeren door een daad van geweld hun zelfstandigheid ontnam, hebben deze maatschappijen het monopolie gekregen en zij verlaagden den prijs van de tabak voor de boeren van 120 tot 25 leva. Terwijl de groote tabaksfirma's ongeloofelijke winsten in de wacht sleepen (in 1923: 2 milliard leva), en terwijl speculatie en woeker bloeien, kwijnen alle industrie- en handelsondernemingen van middelmatigen omvang weg. Het spoorwegverkeer en de opbrengst der kolenmijnen zijn tot op de helft teruggeloopen. Overal bankroeten, onzekerheid en zorg voor den volgenden dag. De levensmiddelenzaken kunnen ondanks de algemeene ondervoeding niets verkoopen. De schulden van particulieren bij de woekeraars beloopen 15 milliarden leva, waarvan de jaarlijksche rente 7 milliard bedraagt. Het leven is 40 maal zoo duur als voor den oorlog; de loonen zijn slechts 15 maal zoo hoog.
In Joegoslavië zijn 250.000 werkloozen op een bevolking van 14 millioen. De prijzen der landbouwproducten en van den bodem zijn met 60% gedaald. Het ministerie voor landbouw is uit bezuiniging opgeheven, maar het oorlogsbudget werd met 227 millioen dinar verhoogd voor den aankoop van kruisers en vliegmachines.
In Hongarije dezelfde toestand. Het loon van de landarbeiders (70% der bevolking) bedraagt nog niet het derde gedeelte van dat van een industriearbeider. Er zijn 23.000 metaalarbeiders zonder werk. Het verbruik, dat door belastingen overbelast is, is tot op de helft teruggeloopen. Hongarije slaat het sterfterecord tengevolge van tuberculose van geheel Europa. In Boedapest hebben van de 800.000 inwoners 70.000 geen vaste woning.
In alle balkanlanden wordt deze ongelukkige toestand gehandhaafd door een gruwelijke fascistische terreur. Op grond van de wetten tot beveiliging van den staat heeft men menschen veroordeeld enkel en alleen, omdat zij zich op de plaats van een aanslag bevonden of omdat zij door de politie vervolgde vluchtelingen hadden opgenomen zonder te weten dat deze vluchtelingen schuldig waren en zonder dat zelfs de schuld van dezen ooit is vastgesteld. Ouders zijn verplicht hun eigen kinderen bij de politie aan te geven en uit te leveren. De balkanregeeringen bedienen zich alle van ongeveer dezelfde hulpmiddelen en organisaties ter onderdrukking: Leger en militaire liga's. Het joegoslavische budget bedraagt 12 milliard dinar, waarvan 2.700.000 voor oorlog, afgezien van het milliard, dat door de goede diensten van de Bank van Frankrijk voor nieuwe bewapening is voorgeschoten. In Bulgarije zijn van de totale inkomsten van 5700 millioen leva 2800 millioen bestemd voor leger en politie. In Griekenland bedragen de totale uitgaven 8471 millioen drachmen, tegen de uitgaven van het ministerie van oorlog 2272 millioen. Naast het officieele militarisme het officieuze, naast het leger de uit reserveofficieren en exofficieren gevormde liga's. De organisatie der politie is eenvoudig geweldig. De roemeensche Siguranza (Veiligheidspolitie) beschikt over millioenen, over kranten, over bedienden en agenten, zij heeft ooren en handen op alle plaatsen. Zij is een staat in den staat. Het aantal gendarmen op den Balkan is buiten iedere verhouding tot de bevolking: in Roemenië zijn 45.000, in Joegoslavië 60.000 gendarmen. Zij zijn in kleine groepen over het land verdeeld, maken zich schuldig aan afpersingen, gewelddaden, diefstallen en andere misdaden, daar zij toch zeker zijn, dat zij niet gestraft zullen worden.
Waar Barbusse in bijzonderheden afdaalt, is zijn geschrift haast niet meer te lezen. In den tijd van den staatsgreep in Juni 1923 tot den aanslag in de kathedraal, in April 1925, zijn in Bulgarije 15.000 moorden begaan, na het attentaat 5.000. Op den 22-sten April, zes dagen na den aanslag waren er 30.000 gevangenen en 4.000 arrestaties. Drie uren na het ontploffen van den bom hoorden de gearresteerden in de lokalen van de centrale politie door de wanden heen de kreten der gemartelden, en drong vanuit de openingen der centrale verwarming de stank van de levend verbrande lichamen tot hen door.
Wassil Stambolijski, de broer van den vroegeren minister, werd in de gevangenis van Tatar-Pazardjik vermoord; voor men hem doodde stak men hem de oogen uit. Dokter Spas Duparinoff werden door officieren de armen, de hals en de rug met messteken doorboord, daarop werd hij doodgeschoten en uit den rijdenden trein geworpen.
Toen de politie hoorde, dat de gevangene Nenoff zijn moeder innig lief had, liet zij haar arresteeren en gedurende een geheelen nacht voor de oogen van haar zoon folteren om alles uit hem te krijgen, wat zij wenschte. Zij doodde zijn moeder, die met behulp van handen en voeten doorborende spijkers aan den grond was gekruisigd. Nenoff, die in een hoek aan handen en voeten geboeid dezen moord moest bijwonen, is er krankzinnig van geworden en werd den volgenden dag doodgeschoten.
Nadat de bulgaarsche kolonel Kuzmazoff groepen jonge
lieden voor de oogen van hun ouders had laten neerschieten, dwong hij dezen hem de handen te kussen. Men bond menschen met touwen aan vrachtauto's voor men de wagens in gang zette. De vrouwen werden voor de oogen van hun mannen, de mannen in tegenwoordigheid van hun vrouwen gemarteld. Dikwijls woont een arts de folteringen bij en beveelt ermede op te houden, wanneer het slachtoffer eronder dreigt te bezwijken. Men giet kokend water in de ooren. Men rukt tanden en nagels uit. Men noemt den naam eener vrouw, die men een witgloeiend ijzer in het onderlijf heeft gestooten. Er is een speciale machine, waarmede het hoofd wordt platgedrukt tot de schedelbeenderen kraken. In Warna (Bulgarije) zette men in de zaal, waar de politieonderzoekingen plaats vonden, de motoren van drie auto's in beweging om het gejammer te verstikken.
Alleen in Bessarabië werden 18.000 boeren vermoord op 2.500.000 inwoners.
In de gevangenis van Doftana (Roemenië) worden honderden en duizenden arbeiders en boeren gefolterd en dwingt men de gevangenen staande te slapen, of wel zij zitten met geboeide handen en voeten in het water. Er zijn kerkers van 3 M. lengte en 1.50 M. breedte zonder ventilatie, zonder bed, zonder tafel en stoel, zonder eenige sanitaire voorziening. Maandenlang geen waschwater, geen verschooning. Het ‘eten’ doet het lichaam opzwellen en veroorzaakt nierontsteking. De gevangenen drinken uit hetzelfde drinkgerei, zelfs de tuberculose- en syphilislijders. Men onderwerpt de gevangenen voortdurend aan lijfstraffen. De gevangenen, die men op de voetzolen slaat, zijn niet meer in staat te loopen; het is hun kameraden verboden ze te ondersteunen. Men kan deze behandeling niet langer dan slechts enkele maanden doorstaan. Wanneer men er uit komt, is men zwakzinnig of epileptisch, maar meer kans heeft men er te sterven. In een half jaar zijn er van de 53 ingebrachte gevangenen slechts 12 niet gestorven. De roemeensche advocaat Bujor, die men geboeid in een donkeren kerker stopte, is krankzinnig geworden. De bulgaar Assen Waptzaroff, die tengevolge van de verplettering van zijn hoofd door de foltermachine krankzinnig was geworden, werd weer naar huis gezonden. Daar doodde hij met bijlslagen zijn vrouw en kind en hing zich toen op.
Men zou door kunnen gaan met het aanhalen van al dergelijke afschuwelijkheden, die men in de twintigste eeuw voor onmogelijk zou hebben gehouden, ware het niet, dat na 1914-'18 alles mogelijk blijkt.
Hoezeer misdaad en terreur van hoogerhand worden georganiseerd blijkt uit de door Barbusse in dit boek gepubliceerde geheime order van het ministerie van oorlog in Bulgarije, waarbij bevolen wordt, dat vooral de intellectueele aanhangers van revolutionnaire ideeën ‘uitgeroeid moeten worden.’ Er moeten zoo spoedig mogelijk lijsten van deze lieden aangelegd worden, opdat ‘op het gegeven oogenblik alle leiders, schuldig of onschuldig, gedood kunnen worden.’ ‘Overal waar onlusten uitbreken moeten zonder genade alle gevangenen, verraders, medeplichtigen en allen, die hun een schuilplaats verleenen, omgebracht worden. Op dezelfde wijze moeten hun gezinnen behandeld worden en hun huizen moeten in brand worden gestoken.’ ‘Iedere gevangene moet binnen 24 uur terechtgesteld worden.’
Deze order werd uitgevaardigd vóór den aanslag in den kathedraal van Sofia en zij is daarvoor meer verantwoordelijk dan de ‘bloeddorst van de beestmenschen’, die den aanslag pleegden, om in de taal der europeesche burgerlijke pers te spreken. Maar liever dan de psychologische verklaring van dergelijke attentaten te zoeken, worden zulke eenigovergebleven mogelijkheden van wanhoopsuiting der onderdrukten door de huidige pers aangegrepen om geheele bevolkingen op te hitsen tegen al degenen, die de bovenvermelde regeeringspraktijken niet zonder protest kunnen laten passeeren. Ook van deze partijdige en waarlijk onrechtvaardige houding der groote pers geeft Barbusse de verklaring:
‘Het is thans aan niemand meer onbekend, dat de bulgaarsche regeering van haar kant de europeesche pers aanbiedingen gedaan heeft en op alle manieren, ook door middel van financieele ondersteuning, de welwillende neutraliteit of zelfs de sympathie van talrijke bladen heeft verworven: Charles Maus, een amerikaansch journalist, die geen politiek standpunt inneemt en althans geen communist is, iemand van de groote pers, die de publieke opinie van Europa beïnvloedt, heeft kunnen schrijven: “De groote pers van het buitenland, met name de “Neue Freie Presse” van Weenen, de “Times” van Londen en de “Temps” van Parijs, ondersteunen op de schandelijkste wijze de politiek van generaal Walkoff.”’
Deze houding der groote europeesche pers is geheel in overeenstemming met de houding der groote mogendheden, die in den Balkan zonder uitzondering eenerzijds een dubbel politiek doel nastreven: den strijd tegen Rusland en de organisatie van een internationaal fascisme en anderzijds in den Balkan hun imperialistische belangen behartigen door den gansenen Balkan economisch tot hun kolonie te maken. De gezanten der mogendheden, die nauwkeurig op de hoogte zijn van de misdaden der balkanregeeringen, zwijgen. De intergeällieerde reparatiecommissie, het orgaan der Entente, ondersteunt de reactionnaire politiek der balkanregeeringen. Aan de bulgaarsche regeering werd de vergrooting van het leger met 10.000 man toegestaan om de ‘laatste stuiptrekkingen van onafhankelijkheid en menschelijke waardigheid te onderdrukken.’
Barbusse heeft de sadistische psychopathen, die in den Balkan in dienst der regeeringen officieel en ongestraft hun misdrijven op onschuldigen en weerloozen kunnen bedrijven, den naam van ‘bourreaux’ gegeven. Het is een pett-name in verhouding tot de daden, die zij begaan. Het schrijven van dit boek moet door Barbusse zijn gevoeld als een ‘verdammte Pflicht und Schuldigkeit.’ Geen mensch zal in staat zijn dit boek, deze aaneenschakeling van afschuwelijkheden te lezen
zonder het telkens weer ter zijde te leggen vol afkeer van hetgeen menschen elkander kunnen aandoen. De rauwe realiteit, die Barbusse in ‘Les Bourreaux’ zakelijk weergeeft, overtreft in gruwelijkheid verre en verre de fantasieën van zijn ‘L'Enfer.’ De onverschilligheid van Europa buiten de revolutionnaire kringen voor de terreur in den Balkan bedreigt alles wat het blanke ras aan beschaving heeft veroverd. Daarom heeft Barbusse met zijn onderzoek en met de publicatie daarvan een goed, een menschelijk werk gedaan. Het blijft de plicht van iederen mensch volledig kennis te nemen van de volledige feiten, hoe weerzinwekkend ze zijn, feiten, die immers ook nu nog aan levende menschenlijven worden gepleegd.
De duitsche vertaling is uitstekend en volledig met uitzondering van het hoofdstuk ‘Le plus grand procès politique du monde,’ dat in een kort artikel ‘Bessarabien unter dem Joch’ is samengevat.
d.J.