Albert Vigoleis Thelen
aan
Menno ter Braak

Palma de Mallorca, 22 november 1935

P. 22.11.35

 

Lieber Herr Doktor,

ich möchte gerne den Karneval der Bürger hier drucken lassen, in einer beschränkten Auflage natürlich. Einen Verleger finde ich ja doch nie, die Leute sind ja auch halbverrückt, sie haben innere und äussere Ängste. Das Drucken ist hier auf der Insel nicht sehr teuer. Ich habe es provisorisch kalkulieren lassen: dreihundert Exemplare kommen an 500 Peseten, Papier und Binden eingerechnet. Natürlich nur broschiert. Das Typographische besorgt ein mir befreundeter Kulturbolschwewist aus dem Folkwangkreis, ein sehr begabter Jüngling, der mir auch die Entwürfe für das Paulusbuch gemacht hat. Und hier in Palma gibt es sogar eine Druckerei, die die Renner Futura Schrift hat! Nun will der Bursche alles in Minuskeln setzen, das ist mir sehr sympathisch, könnte aber dem Verkauf hindern, denn diese Demaskierung des altgewohnten Schriftbildes duldet der Bürger nicht, auch nicht beim Karneval. Aber das ist sekundär. Gedacht ist ein handliches Buch, Taschenformat, 11 mal 18, eine Art Volksausgabe, billig im Preis, aber nicht billig in der Aufmachung.

Was Sie betrifft; autorisieren Sie die Publikation, auf die Gefahr hin, dass nichts dabei herauskommt? Natürlich autorisieren Sie!

Und wieviel Exemplare glauben Sie, kann man absetzen? In Deutschland ist der Verkauf wohl unmöglich, ja er soll vielleicht unmöglich gemacht werden durch ein Vorwort an den deutschen Leser, mit dem Menno ter Braak sich vorstellen wird. Bleibt die Schweiz, Österreich und das deutschlesende Ausland. 250???????

Wie teuer wird das Original verkauft? Ich denke an zwei schweizer Franken für die deutsche Ausgabe. Da soll man doch meinen, dass die Bürger feste zulangen. Die Unkosten sind dann gedeckt, wieviel Prozent wird so ein Kommissionär haben wollen? Haben Sie eine Idee? Faul wird es, wenn die Leser ausbleiben, aber vertrauen wir mal der Neugier der Bürgerlichen.

Bitte, Menno ter Braak, schreiben Sie mir mal, was Sie von der Sache halten, und rechnen Sie mal ein wenig, damit ich hier mit Zahlen arbeiten kann. Wenn ich natürlich meinen heiligen Paulus gut ausgebeutet kriege, dann riskiere ich die Sache ohne eine einzige Schlaflose Nacht.

Dies für heute. und herzliche Grüsse

Ihr

A. Vigoleis Thelen

 

Origineel: Den Haag, Letterkundig Museum

vorige | volgende in deze correspondentie
vorige | volgende in alle correspondentie