Menno ter Braak
aan
Albert Vigoleis Thelen
Buochs, 8 augustus 1937
Buochs, 8. Aug. '37
Lieber Thelen
Schönen Dank für Ihnen Brief. Ich finde dass Sie durchaus nicht Recht haben mir gegenüber allzu grosszügig zu sein. Angenommen, Thomas Mann nimmt das Kapitel nicht (man kann die Möglichkeit nicht ausschliessen, weil er in letzter Linie zu den ‘alten Christen’ gehört), dann bleibt Ihre Arbeit und auch die Tatsache, dass die Uebersetzung vorliegt, was für mich Wert hat. Sie haben das ‘Karneval’ auf eigenes Risiko übersetzt, und ich mache mich öften Vorwürfe daraus, dass es nicht gelungen ist es unterzubringen. Also: überlegen Sie sich noch mal. Selbstverständlich will ich Ihnen meine Auffassung nicht einreden, denn ich weiss ja, dass Sie meine Bücher aus persönlicher Sympathie ausgewählt haben. Ich bin aber der Meinung, dass es sich, was die Bezahlung anbetrifft, um etwas ‘jenseits’ von Sympathie und nicht ‘Sympathie’ handelt, und dass Ihr persönliches Verhältnis zur Uebersetzung nicht beeinträchtigt wird durch dieses ‘Jenseits’ des verfluchten Geldes.
Ueber Ihnen Notbrief schrieb ich Marsman schon. Hoffentlich erreicht Sie schon Montag oder Dienstag die erwünschte Bestätigung Ihres Vorhandenseins.
Nun noch ein Dritter. Mein Bruder kommt übermorgen mit seinem Auto nach Buochs und bleibt bis Samstag; wir fahren dann zusammen wieder nach Holland zurück. Nun wäre es nicht ausgeschlossen, dass er Lust hat in einen Tag nach Auressio zu fahren; das wäre dann wohl am Donnerstag (ev. Freitag). Es ist nur eine Möglichkeit. Halten Sie es für möglich an einem Tag hin und zurück zu fahren? (Buochs-Auressio, Auressio-Buochs). Und hat man da eine Autostrasse im Onsernonetal? Es wäre doch eigentlich zu Schade, dass wir einander nicht sähen; auch Marsman möchte ich gerne noch treffen.
Vielleicht wollen Sie mir umgehend Ihre Ansicht über dieses geplante Unternehmen mitteilen, damit mein Bruder Bescheid weiss über das Sachverhältnis.
mit herzlichem Gruss, auch für Marsmans
Ihr
Menno ter Braak
Origineel: Den Haag, Letterkundig Museum