Menno ter Braak
aan
Konrad Merz

Den Haag, 21 december 1936

Haag, 21 Dez. '36, Kraaienlaan 36

Lieber Merz

heuteabend habe ich Ihr Manuskript ‘aus einem Guss’ zu Ende gelesen. Ich hatte wenig Zeit und wollte aufhören, musste trotzdem weiter lesen bis ich fertig war. Da haben Sie den besten Beweis, den Sie sich erwünschen können. Wenn Sie so weiterfahren, wird Ihr zweites Buch noch viel besser als das Erste. Es ist vor allem bedeutender (wenn das erste vielleicht charmanter sein möge), es ist zweifellos besser geschrieben, und das Problem geht noch tiefer (ich meine: oberflächlicher, sage zu einem deutlichen Trotzdem: tiefer). Madeleine ist ausgezeichnet, Wesener verspricht sehr viel, ich warte mit Ungeduld, bis er ganz vor mir stehen wird. Die Käseatmosphäre ist als Satyre sehr gut, die Vision der aufmarschierenden Blumen von einer entzückenden Naivetät und als solche, als Intermezzo märchenhaft.

Und wichtig ist mir auch, dass es Ihnen gelungen ist die Wiederholung zu vermeiden. Es ist gut, dass Sie in der malerischen Beschreibung von Boskoop-Alphen sehr wortkarg gewesen sind.

Ich habe auch das Gefühl, dass Sie sich während des Schreibens immer mehr von der Angst vor der Wiederholung gelöst haben, weil die neue Atmosphäre Ihnen immer deutlicher vor Augen kam, - diese Notizen als Vorläufiges.

Wir reisen am Donnerstag ab nach Eibergen, hoffentlich wird es mir gelingen mich die ganze Woche bis Neujahr dort zu verstecken, denn ich überarbeite mein Manuskript ‘Von Alten und Neuen Christen’ zum letzten Male.

Happy Christmas in Brüssel und schreiben Sie Ihr Buch bald ab! Ich bin gespannt wie ein junges Mädchen nach der Abwicklung des Problems.

[…]

Das Manuskript behalte ich, Ihrem Wunsch gemäss, hier.

[…]

Origineel: Nationalarchiv Marbach

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